Später heulte auch Robert (позже разрыдался и Роберт). »Ich muss ein Lustspiel schreiben (я должен написать комедию)«, stammelte er (заикаясь, бормотал он). »Und der Dentist heiratet Elfriede und hat nicht einmal den Bamberger Reiter gesehen (а дантист женится на Эльфриде и даже ни разу не видел Бамбергского всадника).«
»Du bist eben ein Glückspilz (ты счастливчик;
Wir Künstler sind kalte, hartherzige Naturen (мы, художники, — холодные, жестокосердные натуры;
5. Nachdem wir den Bamberger Reiter eingehend besichtigt hatten, kehrten wir nach Berlin zurück. Die Kunsthistorikerin Elfriede stand am Anhalter Bahnhof und stellte uns ihren neuen Bräutigam vor. Robert war erschüttert. Der Zahnarzt sagte, er sei ihm eine Revanche schuldig, und lud uns zu einem Umtrunk ein. Seine Braut schickte er nach Hause. Das Weib gehöre an den Herd, meinte er streng. Elfriede sagte einiges über den Stilwandel in der Ehe und über die zyklische Polarität. Dann erklomm sie den Autobus. Und das war dieHauptsache. Wenn eine Frau gehorcht, darf sie sogar gebildet sein.
Wir drei Männer stiegen in eine unterirdische Weinkneipe, und nach vier Stunden hatten wir zahlreiche Zacken in der Krone. Ich weiß nur noch, dass wir dem Zahnarzt versprachen, zu seiner Hochzeit Blumen zu streuen. Da begann er laut zu weinen.
Später heulte auch Robert. »Ich muss ein Lustspiel schreiben«, stammelte er. »Und der Dentist heiratet Elfriede und hat nicht einmal den Bamberger Reiter gesehen.«
»Du bist eben ein Glückspilz«, sagte der Zahnarzt schlagfertig. Und dann brachten wir Robert nach Hause. Ich legte ihm Papier und Bleistift zurecht, damit er am nächsten Morgen unverzüglich mit dem Theaterstück beginnen könne. »Sublimiere den Schmerz, o Robert, und dichte!« schrieb ich auf einen Zettel. Nichts weiter.
Wir Künstler sind kalte, hartherzige Naturen.
6. Seitdem ging die Zeit ins Land (с той поры прошло много времени;
Gern hätten wir dem Herrn mit den Gallensteinen unsere Werke gewidmet (мы охотно посвятили бы наши произведения господину с желчными камнями;
Sehr geehrter Herr (многоуважаемый господин)! Sollten Sie Roberts Stück sehen oder dieses Buch lesen, so erinnern Sie sich unser, bitte, nicht ohne Wohlwollen (если Вы увидите пьесу Роберта или прочтете эту книгу, вспомните, пожалуйста, о нас не без благоволения;
Eigne Einfalle sind so selten (собственные идеи так редки;
6. Seitdem ging die Zeit ins Land. Der Zahnarzt hat Elfriede geheiratet. Robert hat das Stück geschrieben. Und ich den Roman.
Gern hätten wir dem Herrn mit den Gallensteinen unsere Werke gewidmet. Denn ihm verdanken wir ja den Stoff. Aber wir vergaßen damals in der Eisenbahn, nach seinem Namen zu fragen. Deshalb:
Sehr geehrter Herr! Sollten Sie Roberts Stück sehen oder dieses Buch lesen, so erinnern Sie sich unser, bitte, nicht ohne Wohlwollen! Und wenn Sie wieder einmal einen hübschen Stoff wissen, schreiben Sie uns ganz einfach eine Karte! Ja?
Eigne Einfalle sind so selten. Wir kommen ins Haus. NB. Das Porto würden wir Ihnen selbstverständlich rückvergüten.
Das erste Kapitel
(глава первая)
Dienstboten unter sich und untereinander (прислуга между собой и друг с другом)
7. »Machen Sie nicht so viel Krach (не орите так сильно;
Isolde, das neue Dienstmädchen, lächelte fein (Изольда, новая служанка, тонко улыбнулась).
Frau Kunkels Taftkleid knisterte (тафтяное платье фрау Кункель зашуршало;
»Gestern gab es Nudeln mit Rindfleisch (вчера была говядина с лапшой;
»Der Herr Geheimrat isst, was ihm schmeckt (господин тайный советник ест то, что ему нравится;
Das neue Dienstmädchen verteilte die Mundtücher, kniff ein Auge zu, das getroffene Arrangement zu überprüfen, und wollte sich entfernen (новая служанка разложила салфетки, прищурила один глаз, чтобы проверить сделанную композицию, и собиралась направиться к выходу;
»Einen Augenblick noch (еще минутку;
»Wenn zwei Personen dasselbe denken, darf man sich etwas wünschen (когда две персоны думают одно и то же, можно загадать желание;
»Ich bin keine Person (я Вам не персона)!« rief die Hausdame (воскликнула экономка). Das Taftkleid zitterte (тафтяное платье задрожало).
Dann knallte die Tür (затем хлопнула дверь).
Frau Kunkel zuckte zusammen und war allein (Фрау Кункель вздрогнула, она была одна). — Was mochte sich Isolde gewünscht haben (и что могла загадать Изольда)? Es war nicht auszudenken (это было невозможно представить)!
7. »Machen Sie nicht so viel Krach!« sagte Frau Kunkel, die Hausdame. »Sie sollen kein Konzert geben, sondern den Tisch decken.«
Isolde, das neue Dienstmädchen, lächelte fein.
Frau Kunkels Taftkleid knisterte. Sie schritt die Front ab. Sie schob einen Teller zurecht und zupfte an einem Löffel.
»Gestern gab es Nudeln mit Rindfleisch«, bemerkte Isolde melancholisch. »Heute weiße Bohnen mit Würstchen. Ein Millionär sollte eigentlich einen eleganteren Appetit haben.«
»Der Herr Geheimrat isst, was ihm schmeckt«, sagte Frau Kunkel nach reiflicher Überlegung.
Das neue Dienstmädchen verteilte die Mundtücher, kniff ein Auge zu, das getroffene Arrangement zu überprüfen, und wollte sich entfernen.
»Einen Augenblick noch!« meinte Frau Kunkel. »Mein Vater, Gott hab ihn selig, pflegte zu sagen: ‚Auch wer morgens dreißig Schweine kauft, kann mittags nur ein Kotelett essen.’ Merken Sie sich das für Ihren ferneren Lebensweg! Ich glaube kaum, dass Sie sehr lange bei uns bleiben werden.«
»Wenn zwei Personen dasselbe denken, darf man sich etwas wünschen«, sagte Isolde verträumt.
»Ich bin keine Person!« rief die Hausdame. Das Taftkleid zitterte.
Dann knallte die Tür.
Frau Kunkel zuckte zusammen und war allein. — Was mochte sich Isolde gewünscht haben? Es war nicht auszudenken!
8. Das Gebäude, von dessen Speisezimmer soeben die Rede war, liegt an jener alten, ehrwürdigen Allee, die von Halensee nach Hundekehle führt (дом, о столовой которого шла речь, находится на старой почтенной аллее, протянувшейся от Халензе до Хундекеле;
Sie fällt dadurch auf, dass man sie überhaupt nicht sieht (она обращает на себя внимание тем, что ее /с улицы/ вообще не видно).
Man blickt durch das zweihundert Meter lange Schmiedegitter in einen verschneiten Wald, der jegliche Aussage verweigert (смотришь сквозь двухсотметровую кованую ограду на заснеженный лес, который скрывает содержимое = и кроме него ничего не видишь;
An der einen grauen Säule, rechts vom Torgitter, entdeckt man ein kleines Namensschild (на одном сером столбе, /расположенном/ справа от решетки ворот, можно обнаружить небольшую табличку с фамилией;
Tobler? Das ist bestimmt der Millionär Tobler (это, наверняка, миллионер Тоблер). Der Geheimrat Tobler (тайный советник Тоблер). Der Mann, dem Banken, Warenhäuser und Fabriken gehören (человек, которому принадлежат банки, универмаги и заводы;
Die Epoche der Wirtschaftskonzerne ist vorbei (эпоха промышленных концернов миновала;
Tobler besitzt viele Millionen (Тоблер обладает несколькими миллионами). Aber er ist kein Millionär (но он не миллионер).
8. Das Gebäude, von dessen Speisezimmer soeben die Rede war, liegt an jener alten, ehrwürdigen Allee, die von Halensee nach Hundekehle führt. Jedem, der die Straße auch nur einigermaßen kennt, wird die Villa aufgefallen sein. Nicht, weil sie noch größer wäre, noch feuervergoldeter und schwungvoller als die anderen.
Sie fällt dadurch auf, dass man sie überhaupt nicht sieht.
Man blickt durch das zweihundert Meter lange Schmiedegitter in einen verschneiten Wald, der jegliche Aussage verweigert. Wenn man vor dem von ergrauten Steinsäulen flankierten Tore steht, sieht man den breiten Fahrweg und dort, wo er nach rechts abbiegt, ein schmuckloses freundliches Gebäude: das Gesindehaus. Hier wohnen die Dienstmädchen, die Köchin, der Chauffeur und die Gärtnersleute. Die Villa selber, die toten Tennisplätze, der erfrorene Teich, die wohltemperierten Treibhäuser, die unterm Schnee schlafenden Gärten und Wiesen bleiben unsichtbar.
An der einen grauen Säule, rechts vom Torgitter, entdeckt man ein kleines Namensschild. Man tritt näher und liest: Tobler.
Tobler? Das ist bestimmt der Millionär Tobler. Der Geheimrat Tobler. Der Mann, dem Banken, Warenhäuser und Fabriken gehören. Und Bergwerke in Schlesien, Hochöfen an der Ruhr und Schiff-Fahrtslinien zwischen den Kontinenten.
Die Epoche der Wirtschaftskonzerne ist vorbei. Der Toblerkonzern lebt noch. Tobler hat sich, seit er vor fünfzehn Jahren den Herrn Onkel beerbte, um nichts gekümmert. Vielleicht liegt es daran. — Konzerne gleichen Lawinen. Sie werden größer und größer: Soll man ihnen dabei helfen? Sie enden im Taname = "note" Kann man's verhindern?
Tobler besitzt viele Millionen. Aber er ist kein Millionär.
9. Frau Kunkel studierte die Morgenzeitung (фрау Кункель изучала утреннюю газету;
Johann, der Diener, trat ins Speisezimmer (в столовую вошел камердинер Иоганн;
Sie schoss einen vergifteten Blick ab (она бросила на него ядовитый взгляд;
»Eine viel zu geringe Strafe (cлишком мягкое наказание;
»Um das Preisausschreiben der Putzblank-Werke (о конкурсе, /объявленном/ заводами «Путцбланк»).«
»Ach so«, sagte Johann, nahm die Zeitung und las das halbseitige Inserat (сказал Иоганн, взял газету и прочитал объявление в полстраницы;
»Man kann postlagernd wohnen (разве можно проживать «до востребования»)?« fragte Frau Kunkel. »Ja, geht denn das (неужели такое возможно)?«
»Nein«, erwiderte der Diener (ответил камердинер). »Warum haben Sie sich eigentlich nicht an dem Preisausschreiben beteiligt (а почему, собственно, Вы не приняли участие в конкурсе)? Sie hätten bestimmt einen Preis gekriegt (Вы наверняка получили бы какой-нибудь приз).«
»Ist das Ihr Ernst (Вы это серьезно;
»Man hätte Sie auf zwei Wochen in die Alpen geschickt (Вас послали бы на две недели в Альпы). Vielleicht hätten Sie sich einen Fuß verstaucht und wären noch länger weggeblieben (а вы, быть может, растянули ногу и остались бы там подольше;
»Sie sind ein widerlicher Mensch (Вы противный человек)«, meinte sie. »Ihretwegen bräche ich mir nicht einmal das Genick (ради Вас я даже шею себе не сломаю;
Johann fragte: »Wie macht sich das neue Dienstmädchen (как новая служанка)?«
Frau Kunkel erhob sich (фрау Кункель поднялась;
»Die Mutter war eine glühende Verehrerin von Richard Wagner (ее мать была страстной поклонницей Рихарда Вагнера;
»Was?« rief die Hausdame (воскликнула экономка;
»Keine Spur (ничего подобного;
»Mit Richard Wagner (за Рихардом Вагнером)?«
»Aber nein (да нет же).«
»Warum wollte er denn, dass das Kind Isolde heißen sollte (почему же он тогда захотел, чтобы ребенка звали Изольдой)? Was ging ihn das an (какое ему было дело;
»Richard Wagner hatte doch keine Ahnung von der Geschichte (Рихард Вагнер и понятия не имел об этой истории;
»Und der Vater wusste davon (и отец знал об этом;
»Selbstverständlich (разумеется). Er liebte Wagner auch (он тоже любил Вагнера).«
Frau Kunkel ballte die gepolsterten Hände (фрау Кункель сжала пухлые ручки;
9. Frau Kunkel studierte die Morgenzeitung.
Johann, der Diener, trat ins Speisezimmer. »Tun Sie nicht so, als ob Sie lesen könnten!« sagte er unwillig. »Es glaubt Ihnen ja doch kein Mensch.«
Sie schoss einen vergifteten Blick ab. Dann wies sie auf die Zeitung. »Heute stehen die Preisträger drin! Den ersten Preis hat ein Doktor aus Charlottenburg gekriegt, und den zweiten ein gewisser Herr Schulze. Für so'n paar kurze Sätze werden nun die beiden Männer auf vierzehn Tage in die Alpen geschickt!«
»Eine viel zu geringe Strafe«, erwiderte Johann. »Sie gehörten nach Sibirien. Um was handelt sich's übrigens?«
»Um das Preisausschreiben der Putzblank-Werke.«
»Ach so«, sagte Johann, nahm die Zeitung und las das halbseitige Inserat. »Dieser Schulze! Er hat keine Adresse. Er wohnt postlagernd!«
»Man kann postlagernd wohnen?« fragte Frau Kunkel. »Ja, geht denn das?«
»Nein«, erwiderte der Diener. »Warum haben Sie sich eigentlich nicht an dem Preisausschreiben beteiligt? Sie hätten bestimmt einen Preis gekriegt.«
»Ist das Ihr Ernst?«
»Man hätte Sie auf zwei Wochen in die Alpen geschickt. Vielleicht hätten Sie sich einen Fuß verstaucht und wären noch länger weggeblieben.« Er schloss genießerisch die Augen.