8 „Ich werde mir Mühe geben", versprach sie. „Von nun an will ich nicht sechs, sondern sieben Stunden am Tage üben. Und außerdem werde ich noch etwas anderes tun – etwas ebenso Wichtiges ..."
9 „Was denn?"
10 Die kleine Hexe verzog das Gesicht. Sie schaute sehr grimmig drein. Dann erklärte sie, Silbe für Silbe betonend:
11 „Ich – werde – mich – rächen!"
12 „An wem?"
13 „An der Muhme Rumpumpel! Das Biest ist doch schuld an der ganzen Geschichte! Sie hat mich den anderen Hexen verraten, nur sie! Ihr verdanke ich's auch, dass ich wunde Füße und durchgelaufene Schuhsohlen habe! Wer hat denn die anderen gegen mich aufgehetzt? Wer hat als Allererste gefordert, dass mich die Oberhexe bestrafen soll? Nicht einmal das mit dem Besen hat ihr genügt. Sie hat immer noch weitergezetert."
14 „Gewiss", sprach der Rabe, „das war eine ausgemachte Gemeinheit von ihr. Aber Rache nehmen ... ?"
15 „Ich werde ihr einen Schweinsrüssel anhexen!", zischte die kleine Hexe. „Und Eselsohren und Kälberfüße! Unter das Kinn einen Ziegenbart – und als Anhängsel hintendran einen Kuhschwanz!"
16 „Kuhschwanz und Ziegenbart?", dämpfte Abraxas. „Als ob du die alte Rumpumpel mit so etwas ärgern könntest! Sie ist eine Hexe wie du – und sie wird sich im Handumdrehen das Zeug wieder weghexen."
17 „Meinst du?" – Die kleine Hexe sah ein, dass mit Eselsohren und Kälberfüßen in diesem Fall nichts zu machen war und entgegnete: „Lass mal! Mir wird schon noch etwas Besseres einfallen! Etwas, womit auch die Muhme Rumpumpel nicht ohne weiteres fertig wird. Glaubst du das?"
18 „Möglich", versetzte Abraxas. „Ich fürchte nur, dass du es bitter bereuen wirst, wenn du der Wetterhexe Rumpumpel was Böses antust ..."
19 „Wie das?", rief die kleine Hexe verwundert.
20 „Weil du der Oberhexe versprochen hast eine gute Hexe zu werden. Und gute Hexen dürfen nichts Böses anrichten, meine ich. Lass dir das mal durch den Kopf gehen!"
21 Unsicher blickte die kleine Hexe den Raben an. „Ist das dein Ernst?"
22 „Allerdings", sprach Abraxas. „Ich würde an deiner Stelle darüber nachdenken."
Führen Sie Besen?
(имеете ли Вы при себе метлы = есть ли у Вас метлы;
1 Was tut eine kleine Hexe (что делает маленькая ведьма), die wund gelaufene Füße hat (у которой ноги стерты до крови)? Sie braut eine Salbe aus Kröteneiern (она готовит мазь из жабьей икры;
2 „Brauchst du jetzt nicht mehr zu humpeln (тебе теперь больше не нужно = не придется ковылять)?", fragte Abraxas.
3 „Sieh selbst (смотри сам)!", rief die kleine Hexe (воскликнула;
4 Danach zog sie Schuhe und Strümpfe an (потом она надела ботинки и чулки;
5 „Willst du ausgehen (ты хочешь выйти /из дома/)?", staunte der Rabe (удивился).
6 „Ja, du kannst mitkommen (да, ты можешь пойти со мной)", sagte die kleine Hexe. „Ich gehe ins Dorf."
7 „Das ist weit (это далеко)", sprach Abraxas. „Vergiss nicht (не забудь): Du hast keinen Besen mehr (у тебя больше нет метлы), du musst laufen (ты должна будешь идти пешком)!"
8 „Das ist es ja eben (в том-то и дело;
9 „Willst du dich über mich lustig machen (ты хочешь надо мной посмеяться;
10 „Wieso denn (почему же)? Ich will (я хочу), wenn du nichts dagegen hast (если ты не имеешь ничего против), einen Besen kaufen (купить метлу)."
11 „Das ist etwas anderes (это другое дело: «что-то другое»)", sagte Abraxas, „dann komme ich selbstverständlich mit (тогда я, разумеется, пойду с тобой;
12 Der Weg nach dem Dorf führte quer durch den Wald (дорога в деревню вела = шла через лес;
13 „Ein elender Weg (жалкая, подлая = проклятая дорога)!", rief sie ein ums andere Mal (восклицала она раз за разом;
1 Was tut eine kleine Hexe, die wund gelaufene Füße hat? Sie braut eine Salbe aus Kröteneiern und Mäusedreck, rührt eine Hand voll gemahlene Fledermauszähne darunter und lässt sie am offenen Feuer gar kochen. Wenn sie die wunden Stellen mit dieser Salbe bestreicht und dabei einen Spruch aus dem Hexenbuch murmelt, heilen die Füße in wenigen Augenblicken. „So, das hätten wir nun!", sagte die kleine Hexeerleichtert, als Salbe und Hexenspruch ihre Wirkung getan hatten.
2 „Brauchst du jetzt nicht mehr zu humpeln?", fragte Abraxas.
3 „Sieh selbst!", rief die kleine Hexe und tanzte auf bloßen Füßen durchs Hexenhaus.
4 Danach zog sie Schuhe und Strümpfe an.
5 „Willst du ausgehen?", staunte der Rabe.
6 „Ja, du kannst mitkommen", sagte die kleine Hexe. „Ich gehe ins Dorf."
7 „Das ist weit", sprach Abraxas. „Vergiss nicht: Du hast keinen Besen mehr, du musst laufen!"
8 „Das ist es ja eben! Ich möchte nicht länger zu Fuß gehen müssen. Und weil ich nicht länger zu Fuß gehen möchte, so muss ich ins Dorf gehen."
9 „Willst du dich über mich lustig machen?"
10 „Wieso denn? Ich will, wenn du nichts dagegen hast, einen Besen kaufen."
11 „Das ist etwas anderes", sagte Abraxas, „dann komme ich selbstverständlich mit. Sonst könnte es sein, dass du wieder so lange ausbleibst!"
12 Der Weg nach dem Dorf führte quer durch den Wald, über Wurzelknorren und Felstrümmer, niedergebrochene Bäume und Hänge voll Brombeergestrüpp. Dem Raben Abraxas machte das wenig aus. Er saß auf der Schulter der kleinen Hexe und brauchte nur Acht zu geben, dass ihm nicht unversehens ein Ast an den Kopf schlug. Aber die kleine Hexe stolperte immer wieder über die Wurzeln und blieb mit dem Rockzipfel an den Zweigen hängen.
13 „Ein elender Weg!", rief sie ein ums andere Mal. „ Es tröstet mich nur, dass ich bald wieder reiten kann."
1 Sie kamen ins Dorf (они пришли в деревню) und betraten den Laden des Krämers (и зашли в лавку мелочного торговца;
2 Er grüßte (он поздоровался); sie grüßte zurück (она поздоровалась в ответ: «назад»). Dann fragte Herr Pfefferkorn freundlich (потом любезно спросил): „Was darf es denn sein (что же это может быть = что желаете)?"
3 Als Erstes (как первое = сперва) kaufte die kleine Hexe ein Viertelpfund Kandiszucker (купила сто двадцать пять грамм леденцов;
4 „Danke schön!", krächzte Abraxas (каркнул).
5 Herr Pfefferkorn staunte nicht schlecht (немало удивился;
6 „Führen Sie Besen (есть ли у Вас в продаже метлы)?", fragte die kleine Hexe.
7 „Gewiss doch (/а/ как же;
8 „Nein danke, ich will einen Reisigbesen (я хочу метлу)."
9 „Mit Stiel oder ohne (с рукояткой = с палкой или без;
10 „Mit Stiel", verlangte die kleine Hexe (потребовала). „Der Stiel ist das Wichtigste (палка – это самое важное;
11 „Wie wäre dann dieser hier (тогда, как Вам вот эта: «как была бы тогда эта здесь»)?", meinte Herr Pfefferkorn diensteifrig (сказал услужливо;
12 „Ich glaube (я полагаю), er reicht mir (этой мне будет достаточно)", sagte die kleine Hexe, „ich nehme ihn (я возьму ее)."
13 „Darf ich den Besen ein wenig zusammenschnüren (можно я немного затяну метлу;
14 „Sehr aufmerksam (очень любезно /с Вашей стороны/;
15 „Ganz wie Sie wünschen (/совсем/ как Вы желаете)." Herr Pfefferkorn zählte das Geld nach (пересчитал деньги;
16 „Habe die Ehre (честь имею), auf Wiedersehen, gehorsamster (самый послушный = покорнейший) ..."
17 „Diener (слуга)", wollte er noch hinzufügen (хотел он еще добавить). Aber da blieb ihm die Luft weg (но тут у него перехватило дыхание: «ему не пришел воздух»;
18 Er sah (он увидел), wie die Kundin (как покупательница) den Besenstiel (палку от метлы) zwischen die Beine klemmte (зажала между ногами). Sie murmelte etwas (она что-то пробормотала), und huiii! flog der Besen mit ihr und dem Raben davon (метла улетела /вместе/ с ней и вороном;
19 Herr Pfefferkorn traute seinen Augen nicht (не поверил своим глазам).
20 Gott behüte mich (боже упаси = упаси меня, Господи)! dachte er. Geht das mit rechten Dingen zu (происходит ли это с правильными вещами = тут, видимо, дело нечисто) – oder träume ich (или я вижу сон)?
1 Sie kamen ins Dorf und betraten den Laden des Krämers Balduin Pfefferkorn. Herr Pfefferkorn dachte sich weiter nichts, als die kleine Hexe mit ihrem Raben zur Tür hereinkam. Er hatte noch nie eine Hexe gesehen. Deshalb hielt er sie für ein ganz gewöhnliches altes Weiblein aus einem der Nachbardörfer.
2 Er grüßte; sie grüßte zurück. Dann fragte Herr Pfefferkorn freundlich: „Was darf es denn sein?"
3 Als Erstes kaufte die kleine Hexe ein Viertelpfund Kandiszucker. Dann hielt sie die Tüte dem Raben unter den Schnabel. „Bitte, bediene dich!"
4 „Danke schön!", krächzte Abraxas.
5 Herr Pfefferkorn staunte nicht schlecht. „Das ist aber ein gelehriger Vogel!", sagte er anerkennend, bevor er fortfuhr: „Was wünschen Sie außerdem?"
6 „Führen Sie Besen?", fragte die kleine Hexe.
7 „Gewiss doch!", sagte Herr Pfefferkorn. „Handbesen, Küchenbesen und Reisigbesen. Und auch Schrubber natürlich. Und wenn Sie vielleicht einenStaubwedel brauchen ..."
8 „Nein danke, ich will einen Reisigbesen."
9 „Mit Stiel oder ohne?"
10 „Mit Stiel", verlangte die kleine Hexe. „Der Stiel ist das Wichtigste. Aber er darf nicht zu kurz sein."
11 „Wie wäre dann dieser hier?", meinte Herr Pfefferkorn diensteifrig. „Besen mit längeren Stielen sind im Augenblick leider ausgegangen."
12 „Ich glaube, er reicht mir", sagte die kleine Hexe, „ich nehme ihn."
13 „Darf ich den Besen ein wenig zusammenschnüren?", fragte Herr Pfefferkorn. „Wenn ich ihn etwas zusammenschnüre, trägt er sich besser ..."
14 „Sehr aufmerksam", sagte die kleine Hexe, „aber das braucht's nicht."
15 „Ganz wie Sie wünschen." Herr Pfefferkorn zählte das Geld nach und brachte die kleine Hexe zur Tür.
16 „Habe die Ehre, auf Wiedersehen, gehorsamster ..."
17 „Diener", wollte er noch hinzufügen. Aber da blieb ihm die Luft weg.
18 Er sah, wie die Kundin den Besenstiel zwischen die Beine klemmte. Sie murmelte etwas, und huiii! flog der Besen mit ihr und dem Raben davon.
19 Herr Pfefferkorn traute seinen Augen nicht.
20 Gott behüte mich! dachte er. Geht das mit rechten Dingen zu – oder träume ich?
Gute Vorsätze